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Brechhütte Wollmershausen

Hier wurde der Flachs gebrochen, dessen Fasern man für die Herstellung von Leinen brauchte. Weil es beim Dörren immer wieder zu Bränden kam, baute man die Brechhütten außerhalb des Ortes.

Flachs oder Leinen bildete seit dem Spätmittelalter neben Schafwolle den Hauptrohstoff für die Herstellung von Textilien. Der Anbau und die eigenhändige Verarbeitung von Flachs gehörten zu den traditionellen Tätigkeiten der Dorfbevölkerung in der vorindustriellen Zeit.

Die bis zu einem Meter hohe, blau blühende Pflanze wurde Ende Juni/Anfang Juli geerntet, im Fachjargon „gerupft“. Es folgten weitere Bearbeitungsschritte, die von der bäuerlichen Bevölkerung in Handarbeit durchgeführt wurden: das Riffeln, die Tau- oder Wasserröste, das Dörren, das Bleuen, das Brechen, das Schwingen und das Hecheln. Nun war der Flachs ausreichend vorbereitet, um versponnen zu werden.

Die Arbeitsschritte des Dörrens, Brechens, Schwingens und Hechelns fanden in den lokalen Brechhütten oder Brechdarren statt. Im gesamten Hohenloher Raum wurden sie in ähnlicher Weise gebaut: Es handelte sich um geschlossene Hüttenbauten, die durch eine Zwischenmauer in zwei Räume unterteilt waren. Im Darrraum wurde die Faserpflanze durch heiße Luft gedörrt, in dem danebenliegenden Brechraum mit den entsprechenden Geräten weiterbearbeitet.

Einige Meter vom Gebäude entfernt war der Heizofen („Schürhüttle“) in den Boden gemauert, um die Darre über einen Heißluftgang mit der notwendigen Hitze zu versorgen. Da hier mit offenem Feuer und leicht entzündbarem Material gearbeitet wurde, baute man die massiven, ziegelgedeckten Hütten außerhalb des Dorfes.

Bei den Brechhütten handelte es sich um Gemeinschaftseinrichtungen, die auf Gemeindegrund standen, gemeinschaftlich gebaut wurden und allen Gemeindebürgern zur Verfügung standen.

Die Brechhütte Wollmershausen stammt wohl aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und zählt damit zu den ältesten Hohenlohes. Das Gebäude wurde zeitweise auch als Schafstall genutzt. Heute verwendet es die Feuerwehr Tiefenbach als Abstellraum. An die Brechhütte ist eine Scheune angebaut.