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Jüdischer Friedhof

1841 angelegt wurden hier 416 Angehörige der ehemals bedeutenden jüdischen Gemeinde Crailsheims beigesetzt. Heute ist der Friedhof der letzte authentische Ort jüdischer Kultur in der Stadt.

1841 eröffnete die stark anwachsende Crailsheimer jüdische Gemeinde ihren eigenen Friedhof am Südhang des Karlsbergs, der damals noch Galgenberg hieß. Die erste Bestattung fand am 5. November 1841 statt. Beerdigt wurde Lämlein Ascher Hirsch, der zwei Tage zuvor verstorben war. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die verstorbenen Crailsheimer Jüdinnen und Juden seit 1612 auf dem Bezirksfriedhof im mittelfränkischen Schopfloch beigesetzt worden.

Der jüdische Friedhof lag fast einen Kilometer außerhalb des damaligen Stadtgebiets. Das hatte sowohl mit der ablehnenden Haltung der Obrigkeit zu tun, die jüdische Begräbnisplätze gern an abgelegene, entfernte Orte abschob, aber auch mit der jüdischen Vorstellung von der Totenruhe: Der Friedhof als „Haus der Ewigkeit“ (Bet Olmin) für die Toten sollte Ruhe und Sicherheit bis zum Jüngsten Tag sowie die Unversehrtheit der Gräber gewährleisten.

Die Belegung des Friedhofs wurde zunächst in sieben Reihen vollzogen. Als im Jahr 1910 der Platz knapp wurde, kaufte die Gemeinde von einem benachbarten Landwirt einen westlich anschließenden Geländestreifen und legte dort zwei weitere Gräberreihen an.

Auf jüdischen Friedhöfen gibt es keine spezielle Grabpflege und auch keinen Blumenschmuck. Nach den jüdischen Vorstellungen soll der Tote eins werden mit der Natur und der Friedhof als Ort der Toten auf Angenehmes und Dekoratives für die Lebenden verzichten.

Im November 1939 wurde der Friedhof geschändet. Die letzten Begräbnisse fanden Jahre nach der Vernichtung der jüdischen Gemeinde in der Nachkriegszeit statt: 1961 wurde Bernhard Stein bestattet, der bei einem Besuch in seiner Geburtsstadt Crailsheim verstarb, 1968 der KZ-Überlebende Moritz Eichberg, der auch nach der Zeit des Nationalsozialismus in Crailsheim lebte.

Im Eingangsbereich des Friedhofes weisen zwei Gedenksteine auf die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs sowie auf die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung von 1933-1945 hin.