Aktuelles

Der Künstler Jörg Armbruster vor dem Denkmal
Scholl-Grimminger-Denkmal
Südseite des Denkmals
Nordseite des Denkmals mit Wechselbild

Der Künstler Jörg Armbruster

Jörg Armbruster wurde am 21. Juli 1961 in Stuttgart geboren, wo er auch heute wohnt. Er ist Farblithograf und Mediengestalter in der Fachrichtung Reproduktionsretusche. Insbesondere die Ausbildung in der Kunst der Farblithografie bildet einen wichtigen Grundstock für seine künstlerischen Arbeiten.
Seit 1994 ist Armbruster als selbstständiger Unternehmer in der Druckindustrie tätig.

Die künstlerische Gestaltung des Denkmals

Das Denkmal ist ein überdimensionales Mahnmal für Hans Scholl und Eugen Grimminger in der Form eines rechteckigen Kubus. Beide Männer sind in Crailsheim geboren und leisteten in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft als Mitglied bzw. Unterstützer der Gruppe „Weiße Rose“ Widerstand gegen Diktatur, Rassismus und Krieg.

Die Außenseiten des Denkmals bestehen aus Sicherheitsglas und sind auf einem Aluminiumrahmen fixiert. Durch seine beiden dynamischen Elemente will das Denkmal die Menschen zum Stehenbleiben und zur näheren Betrachtung animieren: Das dynamische Element auf der Nordseite besteht aus einem Wechselbild mit den Begriffen „Freiheit“, entnommen dem letzten Ausruf Hans Scholls vor seiner Hinrichtung „Es lebe die Freiheit“, „Wir schweigen nicht“ aus dem 4. Flugblatt der „Weißen Rose“ und dem Symbol einer weißen Rose. Das Wechselbild verändert sich je nach Standort der Betrachter. Eingerahmt ist es vom Text des Flugblatts Nr. 5 der „Weißen Rose“.
Auf der Südseite weckt eine vergoldete Schale, die hinter der Glasscheibe angebracht ist, das Interesse der Betrachter. Je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung fängt die Schale an zu leuchten. Flankiert wird sie durch Porträts und Kurzinformationen zu Hans Scholl und Eugen Grimminger.

Grunddaten

Material: Stahl, Glasdruck auf Weißglas/Doppelverglasung, Edelstahl, Gold, wetter- und hitzebeständige UV-Folie.
Dimensionen: Ohne Sockel Höhe 3.60 m, Breite 2,20 m, Tiefe 0,50 m.
Gewicht: 1,3 Tonnen ohne Sockel.
Bauzeit: 1 Jahr
Kosten: ca. 70.000 Euro

Nach oben

Hans Scholl, ca. 1938
Hans Scholl in Russland, Sommer 1942
Hans Scholl in München, 1942

Hans Scholl war in München 1942/43 die zentrale Person eines Kreises regimekritischer Studenten, die unter dem Namen „Weiße Rose“ eines der beeindruckendsten Beispiele des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur lieferte und ihren Einsatz für Freiheit und Humanität mit ihrem Leben bezahlte.

Hans Scholl wurde am 22. September 1918 im heutigen Crailsheimer Stadtteil Ingersheim geboren. Gegen den Willen seiner Eltern, der pietistisch geprägten Mutter und des liberaldemokratisch orientierten Vaters, eines überzeugten Gegners des Nationalsozialismus, trat er in die Hitlerjugend ein und stieg dort zum Fähnleinführer auf. Die zunehmende Normierung der HJ im Sinne des NS-Systems und die schmerzliche Erfahrung der Einschränkung seiner persönlichen Autonomie führten nach und nach zur Abwendung vom Nationalsozialismus. Scholl engagierte sich in der bündischen Gruppe „Deutsche Jungenschaft“, deren leitende Prinzipien Freiwilligkeit und persönliche Freundschaft waren. Als diese 1937 durch eine reichsweite Polizeiaktion zerschlagen wurde, saß Scholl unter dem Vorwurf „bündischer Umtriebe“ und Homosexualität fünf Wochen in Untersuchungshaft. Dadurch entfernte er sich noch mehr vom Nationalsozialismus.

Ab 1939 studierte Hans Scholl an der Universität München Medizin. Seine regimekritische Einstellung verstärkte sich weiter durch das Studium philosophischer und theologischer Texte sowie den intensiven Austausch mit Gleichgesinnten. 1942 entstanden die ersten vier Flugblätter der „Weißen Rose“, die heftige Kritik an der Herrschaft der Nationalsozialisten übten. Die Erfahrungen eines Einsatzes an der Ostfront, aber auch die Verhaftung des Vaters infolge regimekritischer Äußerungen intensivierten seinen Widerstand. Die Flugblätter 5 und 6 formulierten liberale Grundrechte, Föderalismus, einen „vernünftigen Sozialismus“ und die Zusammenarbeit der europäischen Völker als Grundsätze eines neuen Gemeinwesens.

Am 18. Februar 1943 wurden Hans Scholl und seine Schwester Sophie beim Auslegen des 6. Flugblattes in der Münchner Universität verhaftet. Vier Tage später wurden die Geschwister Scholl wegen „landesverräterischer Feindbegünstigung“, „Vorbereitung zum Hochverrat“ und „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und wenige Stunden später durch das Fallbeil hingerichtet. Nach Aussage der Gefängnisgeistlichen waren Hans Scholls letzte Worte unmittelbar vor seinem Tod: „Es lebe die Freiheit!“

Eugen Grimminger, 1945
Eugen Grimminger
Eugen Grimminger und Ehefrau Jenni Stern

Eugen Grimminger ist während des „Dritten Reiches“ aus politischen Gründen nicht nur benachteiligt, sondern auch verfolgt worden. Er war den Machthabern wegen seiner Ehe mit einer jüdischen Frau („jüdische Versippung“) aufgefallen. Dafür wurde er bereits 1935 aus einer vielversprechenden Karriere im württembergischen Genossenschaftswesen gerissen. Übelgenommen wurde ihm später, dass sein Stuttgarter Steuerbüro ein regelrechtes Auskunfts- und Hilfsbüro für politisch und rassisch Verfolgte wurde.

Grimmingers Einsatz galt ganz besonders der Familie seiner jüdischen Schwägerin Senta Meyer mit ihren vier minderjährigen Kindern – mit einem bitteren Ende. Nachdem er seit Mitte der 1930er Jahre die nach Stuttgart gekommene Familie umsorgt hatte, war er schließlich gezwungen, die liebgewonnenen Menschen 1941 in das Sammellager für die erste Deportation aus Württemberg auf den Killesberg zu begleiten. Ihm war bewusst, dass er die Meyers nie mehr wiedersehen würde.

In Ulm, Stuttgart und Crailsheim stand Grimminger über Jahre hinweg mit politischen Freunden in Kontakt, die seine Ablehnung des verbrecherischen Systems teilten, darunter Robert Scholl, der Vater der Geschwister Scholl. In seiner Autobiographie begründet Grimminger sein Mitwirken im Widerstand und die Unterstützung der Aktionen von Hans Scholl und Alexander Schmorell: Wegen der erlebten nationalsozialistischen Scheußlichkeiten „konnte er nicht anders“. Scholl und Schmorell argumentierten im zweiten Flugblatt ausdrücklich mit dem Verbrechen an den jüdischen Menschen. Grimmingers Identifikation mit den bedrohten Juden verstärkt im Rückblick die Sonderstellung der „Weißen Rose“ im deutschen Widerstand.

Grimminger selbst stand im zweiten Weiße-Rose-Prozess zusammen mit Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf vor Freislers Volksgerichtshof. Eine mutig und zugleich umsichtig gestaltete Strafverteidigung rettete ihm das Leben. Er wurde zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Frau Jenny bezahlte Grimmingers Engagement im Widerstand mit dem Tod in Auschwitz – zeitlebens eine Belastung für ihn.

Eugen Grimminger wurde am 29.Juli.1892 in Crailsheim geboren und hatte bis zu seinem 30. Lebensjahr seinen Wohnsitz in Crailsheim. Auch als erfolgreicher Genossenschaftsmanager hielt er bis in die letzten Monate seines Lebens engen Kontakt zu seiner Heimatstadt. Er starb am 10. April 1986 in Schanbach bei Stuttgart.

Aufbau des Denkmals
Aufbau des Denkmals
Aufbau des Denkmals
Aufbau des Denkmals
Aufbau des Denkmals
Enthüllung des Denkmals am 22. September 2018 durch OB Grimmer

In den Jahren 1992 bis 2004 gab es mehrere Ansätze der Initiative Geschwister Scholl und des Weiße-Rose-Arbeitskreises, ein Denkmal für Hans Scholl in Crailsheim in die Wege zu leiten.

2013, die Initiative Geschwister Scholl war mittlerweile umbenannt in Initiative Erinnerung und Verantwortung, bildete sich aus ihr eine „Arbeitsgruppe Denkmal“. Ziel von Karin Durst, Peter Erler, Hannes Hartleitner, Christiane Pappenscheller-Simon und Peter Pfitzenmaier war, ein Denkmal für Hans Scholl und Eugen Grimminger im Herzen Crailsheims zu realisieren.

Ihr Arbeitsfeld in den Jahren 2013 bis 2017 war breit: Suche nach einem möglichen Standort für das Denkmal, nach interessanten Künstlerinnen und Künstlern und möglichen Objekten, die die politischen Inhalte der beiden Protagonisten und der Studentengruppe "Weiße Rose" zum Ausdruck brachten.

2014 wurde eine SchülerInnengruppe der Kaufmännischen Schule Crailsheim in die Standortsuche mit eingebunden. [Link zum Artikel im Hohenloher Tagblatt 4.8.2014]

In den Jahren 2016 bis 2018 wurde die Stadt Crailsheim und der Gemeinderat in das Denkmal-Projekt der Initiative Erinnerung und Verantwortung mit einbezogen. Verschiedene Gemeinderatsbeschlüsse unterstützten die Aktivität für ein Denkmal.

Am 25. Januar 2018 stimmte der Gemeinderat der Vorlage der Initiative Erinnerung und Verantwortung zu, den Auftrag für das Denkmal an den Stuttgarter Künstler Jörg Armbruster zu geben.
Nachdem sich ein möglicher Künstler und ein ungefährer Preis des Kunstwerks abzeichneten, initiierten die Mitglieder der „Arbeitsgruppe Denkmal“ zusammen mit der Stadt eine groß angelegte Spendenaktion für das Denkmal. [Link zu den Artikeln im Hohenloher Tagblatt 29.11.2017 und 25.7.2018]

Zum 100. Geburtstag von Hans Scholl, am 22. September 2018, konnte das Denkmal zu Ehren von Hans Scholl und Eugen Grimminger auf dem Weiße-Rose-Platz in Crailsheim unter großer Teilnahme der Bevölkerung und des Künstlers Jörg Armbruster eingeweiht werden. [Link zu den Artikeln im Hohenloher Tagblatt 21.9.2018, 22.9.2018 und 24.9.2018]

Der Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Christoph Grimmer, die Stadtkapelle unter der Leitung von Franz Matysiak, Schülerinnen und Schüler verschiedener Crailsheimer Schulen, die Vorsitzende der Initiative, Christiane Pappenscheller-Simon, und eine Videobotschaft des Musikers Konstantin Wecker gestalteten das Programm.

Grußwort von Konstantin Wecker zur Enthüllung des Denkmals